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Von meinem Balkon in Ain Er Rommane in Beirut sehe ich sie. Im Haus gegenüber, einen Stock weiter oben marschiert sie auf ihrem Balkon hin und her, mindestens eine halbe Stunde lang. Sie laufe täglich vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang. Das sei wichtig für ihre Knie, erzählt sie mir ein paar Tage später bei Kaffee und Zigarette. Ich möchte ihre Geschichte kennenlernen, doch auf alle meine Fragen antwortet sie nur: «Je me souviens pas». Zwei Tage später erzählt sie mir dann doch kleine Bruchstücke von früher. Dass sie vom kleinen Dorf Kfar Nabrak für ihre Ausbildung in Wirtschaftsrecht nach Beirut gezogen sei und später ihren Chef geheiratet und mit ihm zwei Kinder grossgezogen habe. Er sei einige Jahre älter gewesen als sie. Ich frage sie, wie sie die Zeit während des Bürgerkrieges erlebt habe. «Je me souviens pas. Je vis un vie très simple, je me sors plus».